Literarischer Wettstreit - Lyssy E.
Casimir im literarischen Wettstreit

Die phantastische Kurzgeschichte, ein episches Schriftstück

Anton, eigentlich noch ein Tönchen, kam vom Spielen rein. Bedrückt, geknickt schlich er auf sein Zimmer. Nahm seinen Plüschesel Casimir in den Arm, drückte sein Gesicht ins weiche Plüschfell und liess seinen Tränen freien Lauf.
"Ach, Casimir, einmal nur….“ seufzte Tönchen "…ein einziges Mal…!“

Casimir bäumt sich auf. Sein Fell glänzt strahlend grau im Sonnenschein, frisch gewaschen. Aufgeregt tänzelnd steht er da. Sein ganzer Körper angespannt, voller Tatendrang und Angriffslust.
Im Hintergrund die Lautsprecherstimme, belchern, monoton: "Anton Schüppacher und Crazy Me zum Sattelplatz, Anton Schüppacher und Crazy Me für Rennen drei auf Startplatz drei, zum Sattelplatz ...“
Tönchen, jetzt ganz Anton, schaut an sich herunter, leichte Jockey Stiefel, enge weisse Hose, seidenes Hemd in seinen Lieblingsfarben, rot und gelb. Alles schien ganz echt. Und Casimir? Noch immer grau, die Ohren etwas lang, doch wie er tänzelte und sich gebärdete, die Nase hoch, es könnte sein…
Viel Zeit blieb Anton nicht, schon wurden sie auf die Rennbahn geführt, in die Startboxen versorgt. Die Stimme verkündet: "Die Pferde sind unter Starters Order!“ Eine Fahne wird geschwenkt, die Boxentür springt auf. "Das dritte Rennen ist gestartet! Ein fulminanter Start, der Black Devil auf Bahn eins führt, ja kontrolliert das Rennen, sie verfolgen ihn, dicht auf dicht, einzig Crazy Me auf Bahn drei ist abgefallen, er scheint den Start verpasst zu haben, hier die erste von zwei Tribünenpassagen…“
Anton ging das alles viel zu schnell, er krallte sich in Casimirs Mähne, machte sich ganz Klein, drückte beide Augen ganz fest zu. Er hörte nichts, fühlte nichts, er wusste nicht einmal mehr, dass es ihn gab. Doch ganz allmählich gewöhnt er sich an den Rhythmus, an den Takt und er öffnet wenigstens ein Auge und hört mit einem halben Ohr zu: Und wie er den Schwarzen vor sich laufen sieht und hört, wie dem Speaker beinahe die Stimme versagt, wie er die Zuschauer toben hört, dass die Bühne bebt. Macht er beide Augen auf, hört genauer hin und beginnt zu reiten, reitet das Rennen seines Lebens: "Wer hätte das gedacht, Crazy Me unter Anton Schüppacher, hat das Feld von hinten aufgerollt, diese Kämpferseelen, noch fehlen ihnen zwei Längen, jetzt die letzte der zweit Tribünen Passagen, Black Devil führt vor Crazy Me, Black, Crazy, noch eine Länge, Black vor – noch – …. Sieg für Crazy Me, auf dem letzten Meter. Wer hätte das gedacht, der Aussenseiter Crazy Me, meisterhaft geritten von Anton Schüppacher ist der neue Derby Sieger! Bravo! Bravo!“

"Toni, essen!“ ruft seine Mutter. Mit einem glücklichen Lächeln stellt Tönchen, jetzt ganz Anton, Casimir wieder zurück an seinen Platz im Büchergestell. Daneben steht der Bildband: "Die gössten Derby Sieger des Jahrhunderts!“ auf dem Titelbild strahlt Casimir.


Heldenepos in drei Sätzen
Mit seinem Lieblingsesel sitzt er da und weint leise in sein Fell.
Der Esel bäumt sich auf, springt ins Rennen, kämpft und siegt.
Voller Stolz, mit einem Siegeskranz geschmückt geht er ihn ins Regal zurück.




Der lyrische Held

Esel lieb
Sieges Dieb
Zwergen Held
Ins Regal gestellt.

Drama ohne Sieger

Tag: Es ist Zeit!

Nacht: Ich mag noch nicht weichen, du bist zu früh…

Tag: Es ist Zeit!

Nacht: Bitte hab Geduld, es hat noch nicht ausgeträumt, siehst Du das denn nicht?

Tag: Die Sonne drängt, es ist Zeit.

Nacht: Du tust mir weh, zerstörst mir alles!

Tag: Es muss sein, es ist Zeit.

Nacht: Lass uns einmal von der Regel abweichen, überlass mir einmal nur den Tag dazu. Einen Tag erfüllt mit Träumen, einen Tag ohne grelles Licht und Farben. Schenk mir einen Tag der Nacht!

Tag: Nein, dafür ist nicht Zeit!


Kunst befällt den Helden

Ich. Esel! lesE?

Zur Flucht verführt, schenke ich mir
einen Tag der Nacht.

Es ist an der Zeit: der Esel siegt.

Schaut her:

so sieht das aus!

"Jetzt hast Du es gesehen, drum lass es auch geschehen.
Was geschieht, das weiss ich nicht, doch sagen sie: ‚Wer wagt gewinnt!’“

Der Esel hat’s gezeigt.

"Muss ich dafür eine Waage haben?“
"Muss ich dies erwägen?“

Nein, der Esel hat’s gezeigt.

Steig ins Rennen, lauf der Dinge Lauf

und auch Du wirst Sieger sein!



Boldern, 18/19. November 2006


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