Nur erwacht! - Geschichten aus Lyssy's Welt

"Worüber denkst Du nach?"
"Über die Bedeutung einzelner Worte und deren Wirkung." "Was gibt es da zu denken?"
"Genau so viel wie jeder mag."
-? -
" . "
"Vor einigen Tagen habe ich den Satz gehört: "Der ist anders, schade!", seit dem geht er mir nicht mehr aus dem Kopf. Zu gerne wüsste ich, was denn so schade daran ist, dass hier einer offensichtlich anders ist..." "Vielleicht behindert er die anderen?"
"Ja, das ist möglich. Anders ist sicherlich lästig, wenn jeder wie am Schnürchen funktionieren soll, damit etwas zur Zeit fertig werden kann. Ja, ohne zu wissen worauf sich dieses anders bezieht ist es unmöglich festzustellen was denn schade ist. Aber etwas anderes wäre wirklich schade: Wirklich schade wäre, wenn sich dieses Anders nicht auf einen technischen Ablauf bezieht sondern auf eine Person." "Warum, wir sind doch alle Anders!"
"Ja, wir werden aber eingeschränkt, wenn es "schade" ist!"
-? -
" . "
"Schau her: Heisst anders nicht einfach, dass es Unterschiede gibt? Geben muss!
Ja, es muss sie geben, damit sich der Einzelne überhaupt erkennen kann! Stell Dir vor: Alles ist richtig und wir geben diesem richtig eine Farbe. Das ist als gäbe es nur noch rote Tulpen und nichts anderes. Wir würden ganz natürlich nach einem Unterschied suchen. Wir würden sofort eingreifen und versuchen Unterschiede hervorzubringen. Denn ohne Unterschied fehlt uns die Möglichkeit zu ordnen, die Möglichkeit uns eine Übersicht zu verschaffen. Ohne Unterschiede haben wir Nichts. Erst der Unterschied lässt uns erkennen, dass etwas Etwas ist. Sie sind Merkmale. Wir sind auf Unterschiede angewiesen: Erst dann, können wir beginnen zu wählen, zu meiden und vermeiden. leider entsteht dann auch "Richtig und Falsch", "Schwarz und Weiss", "Gut und Böse"."
"langsam, was willst Du? Was hat "Der ist Anders, schade!" damit zu tun?"
"Sehr viel, weil hier wird möglicherweise eine Chance vertan. Je mehr Unterschiede unterschiedlich sein dürfen, um so bunter, vielseitiger und vielfältiger wird unsere Welt. Im Anders liegt die Möglichkeit, die dem Richtig und dem Falsch genommen wurde. Es lohnt sich in bestimmten Situationen, dieses Anders zu pflegen."
"Und wie stellst Du Dir diese "Pflege" vor?"
"In dem wir alle lernen mit dem Grundsatz: Nichts ist Richtig, nichts ist Falsch, einzig Anders, umzugehen."
"Wie wär"s mit: Nichts ist Richtig, nichts ist Falsch, nur Anders? Das finde ich angenehmer."
"Nur Anders wird es erst dann sein, wenn sich die Mehrheit mit dem einzig Anders einverstanden erklärt hat!"
-? -
" . "
"Im Einzig haben wir die Eins, die Einsamkeit, die wir mit dem -zig vermehren, versorgt. Darum kann einzig Angst machen. Nicht nur uns selber, vor allem unserer Umgebung. Denn wenn wir auch die Vielfalt lieben, das kunterbunte, so möchten wir doch eine gewisse Ordnung erkennen können, in die wir uns eingliedern und in der wir verschwinden können. So kann es sein, dass Dir das "nur Anders" besser gefällt, weil Etwas, das nur ist, das klein, niedlich ist, von einem "nur“ keine Bedrohung ausgeht. Ein "nur" zu lieben ist einfacher. Gelingt es uns, dieses "nur" erwachsen werden zu lassen, dann haben wir ein gesundes, starkes "einzig", dann haben wir den wirklichen Unterschied. Diese einzig Anderen müssen sein, damit die Nurs heranwachsen können, ohne dass sie Angst haben müssen. Damit sie nicht länger mit einem "schade" als schadhaft und somit untauglich zur Seite gedrängt werden."
"Und wie soll das gehen?"
"Ja, daran arbeite ich noch! Glaube aber, dass wenn es mir gelingt, mein eigenes Anders klar zu erkennen, dann kann ich auch zu ihm stehen, es hegen und pflegen und schliesslich hier und dort den Unterschied erhalten."
"Und wie?“
"Das ist für jeden Anders. Weder nur, noch einzig, einfach Anders.

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